„Schule macht Museum“: Schüler des Progymnasiums stellen im Federseemuseum aus
Die Scheibe in der Vitrine ist kleiner als ein Handteller, aus Ton gebrannt und wirkt geheimnisvoll, vor allem durch die hübschen Verzierungen, die in der Oberfläche eingeprägt sind. Amy, Laura und Franka wissen nicht nur, was es mit diesem sonderbaren Gegenstand auf sich hat – sondern auch, wie mühevoll seine Herstellung ist. Und zwar aus eigener Erfahrung.
Originalgetreu und selbstgemacht
Einen ganzen Nachmittag, berichtet die elfjährige Amy, habe sie für die sogenannte Spinnwirtel benötigt. „Und man war dann richtig froh, wenn die Spinnwirtel den Brand im Ofen überstanden hat.“ Die Tonscheibe ist Teil einer Handspindel, wie sie in der Steinzeit zum Verspinnen von Fasern verwendet wurde. Im Moorboden am Federsee, wissen Amy und ihre Mitschülerinnen, haben sie die Jahrtausende überdauert, um schließlich von den Archäologen entdeckt zu werden.
Auch bei den anderen Exponaten der Ausstellung „Schule macht Museum“ handelt es sich um originalgetreue Repliken von Funden oder Modellen – und allesamt Arbeiten von Schülern des Progymnasiums, hergestellt in der Steinzeit-AG oder in Schulprojekten.
So haben etwa einige Schülerinnen der siebten und achten Klasse zwei jungsteinzeitliche Häuser, wie sie auch im Freigelände des Museums sind, im Maßstab 1:10 nachgebaut – und dabei viel Ausdauer an den Tag gelegt, berichtet Museumspädagogin Bettina Reicke vom Federseemuseum, die mit Ursula Boss und Bianca Leutz vom Progymnasium die Schüler bei der Ausstellungsvorbereitung unterstützt hat. Ganze Nachmittage lang hätten die Schülerinnen Bauholz gesucht, geknotet, geflochten, die Wände mit Lehm beschmiert und Dächer mit Rindenbahnen gedeckt. „Als die Häuser dann standen, haben wir Erwachsenen gesagt: Boah, die sind so schön, die müssen wir zeigen“, erzählt Reicke. Da auch in der Steinzeit-AG der Sechstklässler viele schöne Arbeiten rund um Alltag und Überleben in der Steinzeit entstehen, ist eine richtige Ausstellung zusammengekommen.
Und die ist ziemlich eindrucksvoll, findet auch Museumsleiter Dr. Ralf Baumeister: „Was hier entstanden ist, ist mehr als eine gängige Schulausstellung.“ Schon seit vier Jahren verbindet Federseemuseum und Progymnasium in Bad Buchau eine enge Partnerschaft. „Uns ist es natürlich auch wichtig, ein Verständnis für das Weltkulturerbe zu wecken“, erklärt Baumeister. In Projekten oder in der freiwilligen Steinzeit-AG ließen sich die Schüler nachhaltig für ihr schützenswertes kulturelles Erbe hier am Federsee begeistern.
Begeistert zeigten sich auch Bürgermeisterstellvertreterin Angelika Lipke und Rektor Dr. Matthias Hoffmann bei der Ausstellungseröffnung, zu der auch Dr. Karl Sandmaier und Klaus Günther vom Altertumsverein sowie Chris Günther als Techniker des Federseemuseums gekommen waren. „Ich muss sagen, dass ich als Schulleiter sehr, sehr stolz auf euch bin“, lobte Hoffmann seine Schüler. Mit Sicherheit gebe es etliche unter ihnen, die in direkter Linie mit den Siedlern der Steinzeit verwandt seien: „Das ist also auch eine Beschäftigung mit eurer Vergangenheit.“
Doch ob verwandt oder nicht: Auch so finden die Steinzeit-AGlerinnen Amy, Laura und Franka die Steinzeit ziemlich spannend. Und die Spinnwirtel in den Vitrinen des Federseemuseums werden sie nun sicher mit ganz anderen Augen betrachten.
Die Ausstellung „Schule macht Museum“ ist noch bis Sonntag, 1. November, täglich von 10 bis 18 Uhr zu sehen. Ein Video von der Ausstellungseröffnung gibt es unter „Bad Buchau“ auf
Text und Bild: Annette Grüninger (SZ)