„Wenn man sitzen bleibt kommt es darauf an, erstmal Ruhe zu bewahren,“ meint Matthias Hoffmann Direktor des Progymnaiums in Bad Buchau. Es gebe schließlich viel Schlimmeres. Verständlich sei natürlich die Enttäuschung, nicht mehr mit den Freunden in einer Klasse zu sein und manchmal gebe es schon Tränen. Allerdings treffe einen das nicht unvorbereitet. Bei mangelnder Leistung stelle man schon lange vorher den Kontakt zu den Eltern her. Sind diese der Meinung, dass ihr Kind eigentlich bessere Noten haben sollte, hätten sie natürlich das Recht zu hinterfragen. „Wir versuchen die Notengebung so transparent wie möglich zu gestalten“, sagt Hoffmann. „Auf unserer Internetseite kann man nachlesen, wie in jedem Fach der schriftliche und der mündliche Teil gewertet wird.“ Oftmals würden die Schüler freiwillig wiederholen. Hoffmann sieht dies als gute Möglichkeit sich wieder zu fangen, manchmal sei einfach ein Jahr Reife nötig. Schüler können außerdem nach Schulgesetz Paragraph eins Absatz drei und sechs, eine Nachprüfung ablegen und versetzt werden. Etwa bei Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit durch entsprechende Lebensumstände oder wenn ersichtlich ist, dass sich der Schüler im Folgejahr wieder verbessert.
„Zeichnet sich ab, dass jemand nicht versetzt wird, suchen wir schon Wochen vorher das Gespräch mit dem Betroffenen, um zu verhindern, dass wiederholt werden muss,“ sagt Markus Geiselhart, Direktor der Michel-Buck-Gemeinschaftsschule in Ertingen. Sitzenbleiben kann man dort nur noch an der Grund- und Werkrealschule. An der Gemeinschaftsschule hingegen kann man nicht mehr sitzenbleiben und verschiedene Fächer auf unterschiedlichen Niveaustufen erlernen.
Auch am Kreisgymnasium in Riedlingen werden die Eltern langfristig informiert, wenn eine Versetzung auf der Kippe steht. Deshalb sei die Einsichtsfähigkeit bei Schülern und Eltern groß, meint Oberstudiendirektor Georg Knapp. Die Anzahl der Wiederholer bezeichnet er als rückläufige Tendenz. Genauere Zahlen konnte er aus Datenschutzgründen allerdings nicht nennen. Knapp betont, dass eine Ehrernrunde kein Schicksalsschlag sei, sondern nur eine vorrübergehende Leistungsminderung. Diese würde allerdings häufig als Strafe missverstanden. Dabei handle es sich um eine pädagogische Maßnahme. Wichtig sei es in so einer Situation den Blick nach vorne zu richten. „Ein Jahr mehr ist eine Chance seine Leistungen zu verbessern.“ So seien heute erfolgreiche Leute in der Schule ebenfalls mal sitzen geblieben.
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