Die Umbrüche im Bildungssystem verunsichern viele Eltern: G 8 oder G 9? Allgemeinbildendes Gymnasium oder Gemeinschaftsschule? Eltern sind im Zweifel, welche Schule für ihr Kind die bestmögliche Wahl ist. Am Montag, den 10. März um 18.00 Uhr findet daher am Progymnasium Bad Buchau zu dieser Frage ein Informationsabend statt. Alle Eltern sind herzlich eingeladen.
Gymnasien wie das Kreisgymnasium in Riedlingen haben ihr Angebot auf G 9 umgestellt. Viele Eltern fragen sich nun, ob es noch sinnvoll ist, ihr Kind für das Progymnasium anzumelden, das weiterhin dem G 8-Modell folgt. Außerdem sind Gemeinschaftsschulen eingerichtet worden, die mit einem attraktiv erscheinenden pädagogischen Modell um Schüler werben.
Nach Meinung der Schüler, Eltern und Lehrer des Progymnasiums, aber auch vieler Bildungsexperten, sprechen gewichtige Gründe für die Option des G 8-Gymnasiums, die durch Profil und Programm des Progymnasiums Bad Buchau noch verstärkt werden. Leider finden pädagogische Gründe in einer Zeit, in der betriebswirtschaftliche Effizienzkriterien in den Vordergrund gestellt werden, immer weniger die gebührende Beachtung.
Am Progymnasium Bad Buchau sind die kleinen Klassen und die überschaubare Schulgemeinschaft Bedingung für das intensive, persönlich geprägte Miteinander der Schüler untereinander, aber auch für das vertrauensvolle Verhältnis von Lehrern und Schülern. Dazu kommt die Nähe zum Elternhaus, räumlich wie durch den regen Austausch zwischen Schule und Eltern. Die Schule bietet so den Schülern ein hohes Maß an Aufmerksamkeit und Förderung – im Fachunterricht, bei der Entwicklung der Gesamtpersönlichkeit und für den Erwerb reeller und nicht nur im Unterricht simulierter sozialer Kompetenzen.
Die Vielfalt an Unterrichtsmethoden und die differenzierende Berücksichtigung der individuellen Schülerpersönlichkeit wird am Progymnasium Bad Buchau in einem höheren Maße verwirklicht, als dies an großen Schulen möglich ist. Dort steigt die Anonymität unvermeidlich an, was wiederum eine Verstärkung der Sozialarbeit nötig macht. Eine Schule wird so kaum zu einem Haus des Lernens, sondern gleicht sich Strukturen einer Lernfabrik oder Erziehungs-Anstalt an, in der bürokratische Verwaltungsakte die lebendige pädagogische Beziehung überlagern. Probleme vieler Schulen, die einen beträchtlichen Teil des pädagogischen Potentials binden, sind am Progymnasium eigentlich nicht existent: Diebstahl, Vandalismus, Alkoholmissbrauch, Drogen, Mobbing in Form physischer und psychischer Gewalt. Dies liegt natürlich nicht allein am Faktor Größe, sondern in erster Linie daran, welche Chancen die Schule darin erkennt und nutzt.
Zu den Vorteilen der Größe kommt am Progymnasium einmal die mustergültige Ausstattung mit Fachräumen und modernen Medien, darüber hinaus aber das anspruchsvolle pädagogische Konzept, das die Schule in Zusammenarbeit mit Schülern und Eltern ausgearbeitet hat und immer weiter verfeinert.
Zur Schulkultur des Progymnasiums gehören die Streitschlichter ebenso selbstverständlich wie die Schülernachhilfe, schülerpaten, die aktive Pause, die Mitorganisation aller Schulveranstaltungen und -einrichtungen durch die Schüler, der Schulkodex, das besondere Bemühen um chronisch kranke Kinder und viele andere Elemente mehr, die eine Schule erst zu einer lebendigen Gemeinschaft machen.
Dass das Progymnasium den Einzelnen stärker und nachhaltiger fördert, ist aus der Rückmeldung ehemaliger Schüler und auch aus dem anerkennenden Urteil der weiterführenden Schulen zu erkennen. Nach Meinung von Lehrern, die den weiteren Bildungsweg der Schüler des Progymnasiums kennen, fallen diese Schüler oft durch überdurchschnittliche Leistung, besonders aber durch eine vorbildliche Arbeitshaltung und Organisation des Lernens und eine höhere Selbständigkeit und Reife auf. Dieses positive Bild wird auch durch die Ergebnisse der landesweiten Vergleichsarbeiten bestätigt. Der mehrsinnige Slogan “Unsere Stärke ist unsere Größe” trifft daher wohl einen ganz wesentlichen Punkt des Schulkonzepts des Progymnasiums.
Eine weitere Frage vieler Eltern betrifft den Übergang auf weiterführende G 9-Schulen. Hier entstehen aber keine Probleme, weil der Übergang von der 10. Jahrgangsstufe des Progymnasiums auf die 1. Jahrgangsstufe der Oberstufe nahtlos ist. Es entstehen keine Defizite, weil der Lehrstoff in den G 9-Schulen nur gestreckt, aber nicht erweitert wird.
Was aber spricht für G 8? Es ist gut belegt, dass das 13. Schuljahr den Gymnasiasten früher nicht wirklich viel gebracht hat, auch nicht den oft beschworenen Spätentwicklern unter den Jungen. Die Leistungen in Mathematik und den Fremdsprachen haben sich im letzten Schuljahr nicht mehr bedeutsam gesteigert. „Rational gibt es keine Argumente gegen G 8“, schreibt der Bildungsforscher Horst Weishaupt, der sich intensiv mit G 8 auseinandergesetzt hat. Durch G 8 schließen Gymnasiasten in der Regel mit ihrer Volljährigkeit die Schule ab, beides passe zusammen. Es sei eine Frage der Umsetzung, nicht des Konzepts, ob G 8 gute Wirkungen zeitigt oder nicht, so Weishaupt. Von seinen Befürwortern wird daher das G8 nicht nur als Kürzung der Schulzeit um ein Jahr, sondern als letzter Schritt einer Reform des gesamten gymnasialen Schulsystems gesehen.
Grundsätzlich wird nicht in einem verkürzten Zeitraum derselbe Stoff gelehrt, sondern es wird in Verbindung mit einem neuen Bildungsplan eine „neue Schul- und Unterrichtskultur“ geschaffen und eine Überlastung der Schülerinnen und Schüler vermieden. Die zu diesem Schritt ergriffenen Maßnahmen umfassen fächerübergreifenden Unterricht (etwa im Kernfach Naturwissenschaft und Technik oder im Fächerverbund Geografie – Wirtschaft – Gemeinschaftskunde), zentrale Klassenarbeiten, ein größeres Mitspracherecht der einzelnen Schulen bei der Umsetzung der Lehrpläne, die Generalisierung der Lehrinhalte anstelle einer zu starken Spezialisierung und auch eine Flexibilisierung der Unterrichtszeiten – ob der Unterricht am Nachmittag oder samstags stattfindet, kann seit der Reform von den einzelnen Schulen mitentschieden werden. Außerdem sollen die Fremdsprachenkenntnisse, die die Schüler schon in der Grundschule erwerben, im neuen Gymnasium genutzt werden.
Ein pädagogisch weiterentwickeltes G 8-Gymnasium bietet mit seiner Schul- und Unterrichtskultur schon vieles dessen, was neuerdings allein der Gemeinschaftsschule zugeschrieben wird. Dass es am Gymnasium weiterhin Noten gibt, muss kein Nachteil sein, wenn man sie auf den Kompetenzerwerb gründet und die Fixierung auf Notenziffern vermeidet. Auch an einem Gymnasium arbeitet man selbstverständlich kompetenz- und schülerorientiert. Noten wegzulassen ist noch keine Garantie für einen besseren Lernfortschritt und Kompetenzzuwachs. Auch Differenzierung und Inklusion sind keine Privilegien der Gemeinschaftsschule, sondern wesentlich abhängig von Gruppengröße, Professionalität der Lehrkräfte und Unterrichtsmethodik. Das Progymnasium hat hier mindestens ebenso gute Ausgangsbedingungen wie jede Gemeinschaftsschule.
Am Info-Abend wird die Schule einen umfassenden Einblick in ihre Arbeit geben, die verschiedenen Fächer präsentieren sich, die Bedingungen, die das achtjährige Gymnasium mit sich bringt, werden erläutert. Die vielen Unsicherheiten und Befürchtungen, die gerade in dieser Frage bei vielen Eltern noch immer oder gerade wieder bestehen, können durch umfassende Informationen abgebaut werden.
Die Schulleitung, die Lehrerinnen und Lehrer sowie Mitglieder des Elternbeirats stehen allen Interessierten für Einzelfragen zur Verfügung. Der Elternbeirat sorgt an diesem Informationsabend für Speisen und Getränke.
Wer schon vorab Informationen über den gymnasialen Bildungsgang und über das Progymnasium sucht, oder wer am Informationsabend verhindert ist, kann über das Schulsekretariat (Tel. 07582 93300, vormittags von 8.00 – 11.15 Uhr) kurzfristig einen Gesprächstermin mit der Schulleitung vereinbaren.