Das Porträt der Buchauer Jüdin Ester Alsberg ist nun in ihrer verlorenen Heimat zu sehen. Es hängt ganz in der
Es sind gemalte Denkmäler, Erinnerungs- und Gedenkzeichen der besonderen Art: Die Attenweiler Künstlerin Marlis Glaser möchte mit Pinsel und Farbe an das Schicksal jüdischer Emigranten erinnern. Eine von ihnen: die in Buchau geborene Edith Kahn, die heute Ester Alsberg heißt. Dank einer Dauerleihgabe ist das Porträt Ester Alsbergs nun in ihrer verlorenen Heimat zu sehen: im Foyer des Progymnasiums, dort, wo die heute 84-Jährige einst zur Schule ging.
Die großen dunklen Augen berühren am meisten. Eindringlich und mit kindlichem Ernst scheinen sie den Betrachter direkt anzublicken. Im Arm hält das kleine Mädchen im hellblauen Kleid eine Puppe. Vielleicht eines der wenigen Habseligkeiten, die Edith Kahn bei ihrer Vertreibung nach Israel mitnehmen konnte?
Andenken an die liebe Edith
Marlis Glaser hat für ihren Bilderzyklus „Abraham aber pflanzte einen Tamariskenbaum“ – benannt nach einem Zitat aus der Genesis – bislang 70 Holocaust-Überlebende und mittlerweile auch deren Kinder und Enkelkinder in Israel, hauptsächlich aus Shavei Zion, porträtiert. Wie bei Ester Alsberg war es der Künstlerin wichtig, zunächst behutsam Kontakt aufzubauen, die Menschen, ihre Lebensumstände und ihr Schicksal kennenzulernen. In das Gemälde fließen so biografische, geschichtliche und biblische Bezüge. Das Porträt Ester Alsbergs stelle ja „nicht nur ein historisches Kinderbild“ dar, so Glaser. „Durch den Schriftzug werden die Bilder erst historisch konkret.“
Für Veit Feger sind Glasers Werke deshalb eine einzigartige und „ganz besondere Form der Würdigung“. Der Ehinger Kunstfreund hat das Porträt Ester Alsbergs erworben und stellt es nun dem Bad Buchauer Progymnasium als Dauerleihgabe zur Verfügung. Ergänzt wird das Kinderbild vorübergehend durch ein weiteres Gemälde Glasers aus dem Besitz Veit Fegers, das die heutige Ester Alsberg zeigt und normalerweise in Hans Konrads „Haus Dreyfus“ zu sehen ist. „Ich fände es schade, wenn sie nur im Wohnzimmer hängen würden“, scherzte Feger bei der feierlichen Übergabe der Werke am Freitag: „Ein künstlerisches Bild gehört nach Möglichkeit in den öffentlichen Raum.“ Und wohl ganz besonders in diesem Raum. „Es freut mich, dass das Bild an den Ort von Ester Alsbergs Kindheit zurückgekehrt ist“, sagte Schulleiter Matthias Hoffmann. Denn nur ein paar Schritte weiter befindet sich auch das frühere Klassenzimmer Edith Kahns, ergänzte Charlotte Mayenberger vom Freundeskreis „Juden in Buchau“. Mayenberger hat die 84-Jährige zusammen mit Bürgermeister Peter Diesch bei einer Israelreise persönlich kennengelernt. Und das, obwohl Alsberg, die heute in regelmäßigem Kontakt zu Mayenberger steht, zunächst Vorbehalte hatte, die deutschen Besucher zu treffen. Durchaus verständlich, wenn man sich ihre Geschichte vor Augen hält. Ihre Vertreibung aus Deutschland und ihr weiteres Schicksal in Israel stellten die Zehntklässlerinnen Kim Rechsteiner und Ida Ziegler vor.
Text und Foto: Annette Grüninger (SZ)
(Erschienen: 21.03.2014 19:25)
Weitere Informationen zu Esther Alsberg, zur Verfügung gestellt von Frau Charlotte Mayenberger (www.JudeninBuchau.de).