Classroom-Management

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„Classroom-Management“ bezeichnet die Gestaltung des Klassenklimas und den konstruktiven Umgang mit Unterrichtsstörungen. Es basiert auf einer guten Beziehung der Lehrperson zu ihren Schülern, einem guten Klassenklima und einer präventiv ausgerichteten Unterrichtsorganisation, die Störungen klein hält. Es schafft dieVoraussetzungen dafür, dass sich  Schülerinnen und Schüler wohlfühlen und gut lernen.
 Früher nannte man dies eher „Klassenführung“, ein Begriff, der wohl vermieden wird, weil „Führung“ politisch inkorrekte Konnationen mit sich führt. Als Deutschlehrer kann man es schade finden, dass die deutsche Sprache keine Ausdrucksmöglichkeiten zu bieten scheint. Doch auch das „classroom management“ stellt den Lehrer in den Mittelpunkt, der die Klasse durch geeignete Maßnahmen dazu bringt, das zu tun, was erwartet wird. Dabei geht es aber nicht nur um Maßnahmen, die im Falle eines schon belasteten Klimas ergriffen werden, sondern vor allem um Prävention, also um die Vermeidung von Problemfällen durch vorbeugende Unterstützung und Förderung eines guten Klassenklimas.

In der Veranstaltung von Frau Jakob-Ostrowski und Herrn Frank, beide Präventionsbeauftragte des Regierungspräsidiums Tübingen, wurden neben grundsätzlicher Orientierung auch eine Menge praktischer Tipps aus der „Ideenkiste“ gegeben. Zur grundsätzlichen Orientierung gehörte die Darstellung gruppendynamischer Prozesse, des wertschätzenden Umgangs, der Beziehungsarbeit und der Stärkung prosozialen Verhaltens. Ernüchternd war die Feststellung, dass die meisten Verhaltensauffälligkeiten ihre Ursache eher außerhalb der Schule und zwar in familiären Problemlagen, Erziehungsfehlern, Gewalterfahrung oder gesellschaftlichen Einflüssen haben. Dazu kommen ADHS und andere Lernschwächen, deren Kausalität sehr diffus erscheint. Oberster Bezugspunkt im theoretischen Rahmen der Fortbildung war Lawrence Kohlbergs auf Piaget aufbauendes Modell der moralischen Entwicklung (siehe unten im Zusatzmaterial). Auch viele Erwachsene erreichen die obersten Stufen nicht und  bei den Schülern muss  davon ausgegangen werden, dass die Orientierung an Regeln und Ordnung (Stufe 4) nicht bei allen Schülern oberhalb der Grundschule DSCN0035vorausgesetzt werden kann. Leider fehlte in diesem Teil der Veranstaltung die kritische Reflexion über den Wert dieser Theorie und ihre Anwendbarkeit im Umfeld der Schule als Institution.

Besonders eindrucksvoll war die Aussage, dass bei der Orientierung der Schüler Klarheit und Wärme entscheidend sind, dabei rechnet die Klarheit aber nur mit 20% zur Effizienz für das Klassenklima, die persönliche Wärme durch Achtsamkeit und Anerkennung aber mit 80%. Prinzipien wie „Wiedergutmachen statt Strafen“, „Verstehen, aber nicht einverstanden sein“ leiteten die konkreten Vorschläge zur Förderung des Klassenklimas, zu denen Klassiker wie Lob- und Signalkarten ebenso gehörten wie der „Schüler des Monats“, Spießrutenlaufen, Gruppenbildung durch Lieder, „mein geheimnisvoller Freund“, ein Stimmungsbarometer, „zu zweit ein Bild malen“, „Drei Gemeinsamkeiten finden“, Satzgeschenke und Hausaufgabengutscheine und vieles andere mehr.

Soziales Lernen allgemein sowie die oben angesprochenen Verfahren und viele andere werden in den folgenden Quellen dargestellt:

http://www.schule-bw.de/unterricht/faecheruebergreifende_themen/soziales_lernen/schulcurriculum_soziale_kompetenzen/SE-9-web.pdfhttp://www.kobranet.de/kobranet/freitext/913/soziales_lernen.pdfhttp://www.locker-bleiben-online.de/spielesammlung

 

Text und Bilder: Martin Gabel
—————Zusatzinformationen:

Sechs Stufen des moralischen Urteils  (nach Lawrence Kohlberg)

I.
Stufe 1 Die   Orientierung an Bestrafung und Gehorsam. Ob eine Handlung gut oder böse ist hängt von ihren physischen Konsequenzen und nicht von der sozialen Bedeutung bzw. Bewertung dieser Konsequenzen. Vermeidung von Strafe und nichthinterfragte Unterordnung unter Macht gelten als Werte an sich, nicht vermittelt durch eine tiefergehende, durch Strafe und Autorität gestützte Moralordnung.

Stufe 2 Die instrumentell-relativistische Orientierung. Eine richtige Handlung zeichnet sich dadurch aus, dass sie die eigenen Bedürfnisse – bisweilen auch die Bedürfnisse anderer – instrumentell befriedigt. Zwischenmenschliche Beziehungen erscheinen als Marktbeziehungen. Grundzüge von Fairness, Gegenseitigkeit, Sinn für gerechte Verteilung sind zwar vorhanden, werden aber stets physisch und pragmatisch interpretiert. Gegenseitigkeit ist eine Frage von „eine Hand wäscht die andere“, nicht von Loyalität oder Gerechtigkeit


II.
Stufe 3 Orientierung an personengebundener Zustimmung oder „guter Junge/nettes Mädchen – Modell“. Richtiges verhalten ist, was anderen gefällt; oder hilft und ihre Zustimmung findet. Diese Stufe ist gekennzeichnet durch ein hohes Maß an   Konformität gegenüber stereotyper Vorstellungen gegenüber mehrheitlich   für richtig befundenem oder „natürlichem“ Verhalten. Häufig wird Verhalten nach der Absicht beurteilter meint es gut.“ wird zum ersten mal wichtig.. Man findet Zustimmung, wenn man nett ist.

Stufe 4 Orientierung an Recht und Ordnung. Autorität, festgelegte Regeln und Aufrechterhaltung der sozialen Ordnung bilden den Orientierungsrahmen. Richtiges verhalten heißt, seine Pflicht tun, Autorität zu respektieren und für die gegebene  soziale Ordnung um ihrer selbst willen eintreten.

 
III.
Stufe 5 Die legalistische oder Sozialvertrags-Orientierung.  Im allgemeinen mit utilitaristischen Zügen verbunden. Die Richtigkeit einer Handlung bemisst sich tendenziell nach allgemeinen, individuellen Rechten und Standards, die nach kritischer Prüfung von der Gesamtgesellschaft getragen  werden. Man ist sich der Relativität persönlicher Werthaltungen und Meinungen bewusst und legt entsprechend Wert auf Verfahrensregeln zur Konsensfindung. abgesehen von konstitutionellen und und demokratischen Übereinkünften ist Recht eine Frage persönlicher Wertsetzungen und Meinungen. Außerhalb des gesetzlich festgelegten Bereichs basieren Verpflichtungen auf freier Übereinkunft und Verträgen.
Stufe 6 Orientierung an allgemeingültigen ethischen Prinzipien. Das Recht wird definiert durch eine bewusste Entscheidung in Übereinstimmung mit selbstgewählten ethischen Prinzipien unter Berufung auf umfassende logische Extension, Universalität und Konsistenz. Diese Prinzipien sind abstrakt und ethischer Natur (die Goldene Regel, der Kategorische Imperativ), nicht konkrete Moralregeln wie etwa die Zehn Gebote. Im Kern handelt es sich um universelle Prinzipien der Gerechtigkeit, der Gegenseitigkeit und Gleichheit der Menschenrechte und des Respekts vor der Würde des Menschen als individueller Person.

Quelle: Entwicklungsstufen nach Kohlberg: http://www.zum.de/Faecher/Eth/SA/stoff8/kohlberg.htm

Link zum Thema Klassenklima:

Forschungsergebnisse zum Thema Klassenklima: file:///C:/Users/Martin/Downloads/Sh9_03_Forschung_08_Hellmich%20Hoya%20(1).pdf

 

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