190 ganz individuelle Blickwinkel
Ausstellung „Der Blick auf die Dinge“ zeigt ausdrucksstarke Werke der rund 190 Buchauer Progymnasiaten

Mit großen Vorbildern wie dem Popart-Künstler Andy Warhol haben sich die Schüler des Progymnasiums in ihren Werken auseinandergesetzt.
Im Lauf eines Schuljahrs entstehen im Schulfach „Bildende Kunst“ bei rund 190 Schüler etliche Werke. Anstatt sie in den Zeichenmappen schlummern zu lassen, wollten Schulleiter Dr. Matthias Hoffmann und Lehrerin Irene Merkle die vielen Kunstwerke aus allen Klassen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Zur abendlichen Vernissage im Progymnasium war eine vielköpfige Besucherschar gekommen.
Bildende Kunst sei zwar „nur“ ein Nebenfach, bemerkte Schulleiter Hoffmann in seinem Grußwort. Beim Malen, Zeichnen und Werken würden aber die Fertigkeiten der Schüler ausdrucksstark freigesetzt, wie die Besucher unschwer beim Rundgang durch die Ausstellung sehen könne. Der Schülerchor unter Joachim Utz bereicherte mit „Let’s Joyfully Raise our Voices“ und „New Soul“ die Vernissage. Zwischendurch unterhielt Theresa Fetscher mit der Klarinette die Besucher und die Theater-AG gab zwei Sketche zum Besten.
Schulung der Wahrnehmung
Jede künstlerische Arbeit beginne mit einem Blick, so Irene Merkle, Lehrerin für Bildende Kunst. Mit dem Blick auf ein Ding, auf eine Person, ein Kunstwerk, eine Landschaft oder auf einen Raum, der dann durch jeden Schüler in einer individuellen Arbeit umgesetzt. Der Blick sei der Anfang, die Weiterentwicklung und Schulung der Wahrnehmung im Unterricht dann der Weg, der zu einem ganz persönlichen kreativen Ausdruck der künstlerischen Arbeit führt.
Zu sehen sind in der Ausstellung Skizzen, Studien und farbliche Übungen, ebenso Collagen, Portraits, Interieurs und Landschaften, daneben verschiedene Drucktechniken und erste abstrahierte Arbeiten, darunter auch Gemeinschaftsprojekte. Die „Bauhaustreppe“ von Oskar Schlemmer diente als Vorlage für Architektur in der Malerei. Perspektive Genauigkeit zeigen auch die Werke Caspar David Friedrichs, die von den Schülern hervorragend in Szene gesetzt wurden. Nach der Buchmalerei im Mittelalter (Radierung) entstanden erstklassige Initialen (Schmuckbuchstaben).
Warhol und Klee als Vorbilder
Aber auch moderne Collagen und Selbstportraits in Acryl sind zu sehen, die durch die Tontrennung einfarbig auf buntem Hintergrund dem Stil Andy Warhols nachempfunden sind. In einer Gemeinschaftsarbeit wagten sich die Schüler an das ideale, aber nicht ganz einfache Vorbild Paul Klee. Ägyptische Götter auf Papyrus, eine Mischtechnik mit Farbe und Goldstiften, ergab dann eine ganz andere Kunstnote für den interessierten Betrachter. Nicht weniger interessant: die Vorübungen für Stillleben, bei der unterschiedliche Oberflächen mittels Bleistift auf Papier übertragen wurden. Einige Architekturmodelle rundeten die Ausstellung ab.
„Eine schöne Bereicherung für alle“, nannte Irene Merkle die ansprechende Ausstellung, zu der ein Spruch Christian Morgensterns hervorragend passt: „Man sieht oft etwas hundert Mal, tausend Mal, ehe man es zum allerersten Mal wirklich sieht.“
Text und Bild: SZ